Die Hautfaltenmessung – Eine klassische Methode zur Körperfettmessung

Körperfettermittlung ist ein Thema, welches bereits schon sehr früh viele Menschen interessierte und eine lange Geschichte aufweist. Messung und Methoden haben sich im Laufe der Zeit entwickelt und reichen bis in die 1920er Jahre zurück, wo bereits erste Methoden zur Bestimmung des Anteils von Körperfett erforscht wurden. Damals wurde schon bereits der Grundstein für viele spätere Entwicklungen in der Körperfettanalyse gelegt.

Entwicklung der Hautfaltenmessung

  • 1920er Jahre: Messung verschiedener Körpermerkmale, u.a. der Hautfaltendicke durch Jindřich Matiegka.
  • 1950er Jahre: Verfeinerung der Methoden zur Messung des Unterhautfettgewebes durch Dr. J.P. Parr.
  • 1960er Jahre: Heath und Carter führten eine modifizierte Methode zur Körperbautypenanalyse ein.
  • 1970er Jahre: Durnin und Womersley standardisierten die Messung des Körperfetts durch Hautfaltendicke.
  • 1970er Jahre: Entwicklung der Jackson-Pollock 3- und 7-Punkt-Methoden.
  • Mitte 2000er Jahre: Biosignature Charles Poliquins 12-Punkte-Methode, die Zusammenhänge zwischen Hormonen und Körperfettverteilung aufzeigt.

Methoden zur Körperfettmessung: Basics vs. High Tech

Es gibt verschiedene Methoden zur Messung des Körperfettanteils, die sich in Genauigkeit, Kosten und Anwendbarkeit unterscheiden.

Nachfolgend einige Bereiche, mit den 3 Wesentlichen Methoden und deren Vor- und Nachteile.

Klassische Methoden

  1. Calipermetrie (Hautfaltenmessung): Bei dieser Methode wird die Dicke bestimmter Hautfalten gemessen, um den Anteil von Körperfett zu ermitteln. Diese Methode ist kostengünstig, relativ einfach durchzuführen und bietet eine hervorragende Balance zwischen Genauigkeit und Praktikabilität. Aus diesem Grund wird sie in vielen sportmedizinischen und ernährungswissenschaftlichen Anwendungen bevorzugt eingesetzt.
  2. Umfangsmessungen: Diese Methode verwendet Maßbänder, um den Umfang verschiedener Körperteile zu messen und den Körperfettanteil anhand von Tabellen oder Formeln zu schätzen. Obwohl sie weniger genau als die Calipermetrie ist, kann sie durchaus nützliche Informationen über die Körperkomposition gewähren.

Labormethoden

  1. DEXA-Scan: Diese Methode nutzt Röntgenstrahlen zur Analyse der Körperzusammensetzung, einschließlich Fett- und Muskelmasse. Sie gilt als sehr genau, ist aber teuer und aufwändig in der Durchführung, da spezielle Ausrüstung und Bedingungen erforderlich sind.
  2. Hydrostatisches Wiegen: Zur Messung muss man vollständig in einen Wassertank steigen. Es wird die Menge des verdrängten Wassers sowie das Körpergewicht unter Wasser gemessen. Das Hydrostatische Wiegen gehört zu den exaktesten Methoden überhaupt, um die Körperzusammensetzung zu bestimmen, ist jedoch Mangels zeitlichem Aufwand und Verfügbarkeit eher alltagsuntauglich.

Technologische Methoden

  1. Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA): Diese Methode nutzt elektrische Impulse, die durch den Körper gesendet werden, um den Widerstand des Gewebes zu messen und daraus den Körperfettanteil zu berechnen. Sie ist schnell, nicht-invasiv und einfach durchzuführen, jedoch können die Ergebnisse durch den Hydratationszustand des Körpers beeinflusst werden.
  2. Nahinfrarotspektroskopie (NIR): Diese Methode verwendet Infrarotstrahlung, um die Gewebezusammensetzung zu analysieren und den Körperfettanteil zu bestimmen. Sie ist ebenfalls schnell und nicht-invasiv, aber ihre Genauigkeit kann variieren.

Die Anwendung der Hautfaltenmessung

Die Hautfaltenmessung ist eine weit verbreitete Methode zur Ermittlung des Körperfettanteils. Bei dieser Methode wird die Dicke der Hautfalten an verschiedenen Körperstellen mit einem Caliper (Zange) auf 0,1 mm Genauigkeit gemessen. Mit Hilfe spezifischer Formeln wird auf Grundlage der jeweils ermittelten Faltendicke der Anteil von Körperfett, sowie die Magermasse, also der fettfreie Anteil des Körpers, berechnet. Die Methode ist besonders in der Sportmedizin und im Fitnessbereich populär, da sie kostengünstig, nicht-invasiv und sehr genau ist.

Die Körperfettverteilung ist aber nicht willkürlich sondern individuell und basiert auf biochemischen Prozessen. Obwohl wissenschaftlich noch nicht ausreichend erfasst, können eine Vielzahl von Messungen verschiedener Anwender diese Ansicht hinreichend untermauern.

„Praxis ohne Theorie leistet immer noch mehr als Theorie ohne Praxis”

Quintilian (um 30-96)

Die Hautfaltenmessung dient also im Wesentlichen zu:

  1. Fortschrittsüberwachung: Die Hautfaltenmessung hilft bei der Trainingssteuerung, um Fortschritt sicherzustellen.
  2. Ernährungs- und Supplementanpassung: Basierend auf den Ergebnissen der Hautfaltenmessung können spezifische Ernährungs- und Supplementstrategien angepasst und optimiert werden.
  3. Gesundheitsüberwachung: Die Hautfaltenmessung dient als Anhaltspunkt für den Gesundheitszustand. Durch Hinweise auf verschiedene hormonelle Indikatoren, wie z.B. hoher Cortisolspiegel, Verhältnis Testosteron zu Östrogen und viele mehr, erlaubt sie eine gezielte Einflussnahme zur Verbesserung des gesamten Wohlbefindens.

4 Vorteile der Hautfaltenmessung

Die Hautfaltenmessung bietet mehrere Vorteile im Vergleich zu anderen Methoden der Körperfettmessung, weshalb sie für jeden zu empfehlen ist.

Standardisiert: Eine Messmethode für alle

Die Hautfaltenmessung ist eine standardisierte Methode zur Bestimmung des Körperfettanteils und der Muskelmasse. Mit Hilfe eines Calipers werden Hautfalten an fest definierten Körperstellen von Kinn bis Wade gemessen. Durch eine korrekte Anwendung und Durchführung derselben Person, kann die Hautfaltenmessung sehr genaue Ergebnisse liefern.

Effizient: Schnell und überall möglich

Eine komplette Hautfaltenmessung dauert nur wenige Minuten und kann von einer einzelnen Person durchgeführt werden, die in der Technik entsprechen geschult ist und diese standardisiert anwendet. Die Messung kann nahezu überall durchgeführt werden, da sie keine speziellen Laborbedingungen erfordert. Dies macht sie ideal für den Einsatz im Feld oder in nicht-klinischen Umgebungen. Trainer können die Messungen somit direkt im Gym oder an einem beliebigen Ort durchführen.

Objektiv: Fakten statt Schätzungen

Im Gegensatz zu subjektiven Einschätzungen bietet die Hautfaltenmessung eine objektive Messung des Körperfettanteils und der Muskelmasse. Dies reduziert das Risiko von Fehleinschätzungen durch Spiegel und Waage. Es ermöglicht den Fortschritt basierend auf konkreten Zahlen zu verfolgen und verhindert verfrühte Änderung von Maßnahmen, welche eigentlich funktionieren.

Individuell: Personalisierte Optimierung

Durch eine gezielte Analyse der Hautfaltenmessung wird mit Hilfe des Tools Optimierungspotential ermittelt. Anhand dieser Erkenntnisse können personalisierte Trainings- und Ernährungsstrategien entwickelt werden, die den individuellen Bedürfnissen und Zielen jedes Einzelnen gerecht werden und somit auch für zu mehr Motivation führt.

Trizeps Hautfaltenmessung

Der Hormonhaushalt bestimmt Deine Körperfettverteilung!

Es gibt verschiedene Arten von Körpertypen. Die „Birnenform“ oder die „Apfelform“ sind den meisten wahrscheinlich bekannt. Die Personen der Birnenform speichern das Körperfett primär in den Beinen. Die Personen mit einer Apfelform eher in der Körpermitte. Darüber hinaus gibt es weitere „Mischformen“. Dies zeigt sehr gut auf, dass die Stellen an denen man Körperfett ansetzt nicht zufällig sein können. Und wie bereits erwähnt, geben entsprechende Hautfalten sehr gute Einsichten in den hormonellen Status. Sie sind also wesentliche Marker, die darauf hinweisen, wie es aktuell im Körper und vor allem im Hormonhaushalt aussieht.

Somit ist der Ansatz zur Optimierung des Systems, auf Grundlage einer Analyse der Hautfaltenmessung, immer ein ganzheitlicher, da jedes Hormon mit den anderen in Verbindung steht.

Die YPSI Hautfaltenmessung, die ich verwende, wird an 13 spezifischen Körperstellen gemessen. Die meisten davon gelten als repräsentativ für den Gesamtfettanteil des Körpers. Nachfolgend möchte ich dir die Stellen am Körper und deren Aussage in Bezug auf die hormonellen Zusammenhänge kurz erläutern.

Von Kinn bis Wade: Die Bedeutung der Hautfaltenmessung

  1. Kinn & Wange: Diese Hautfalten reduzieren sich als erstes während einer Gewichtsabnahme. Sie sind ein Indikator für Körperfettreduzierung und ein erster Hinweis, ob bereits eingeleitete Maßnahmen funktionieren.
  2. Brust & Trizeps: Diese Hautfalten, auch Androgenfalten genannt, stehen im Zusammenhang mit dem Testosteronspiegel. Ein erhöhter Fettanteil in diesen Bereichen kann auf einen Mangel an Testosteron und eine erhöhte Aktivität des Enzyms Aromatase hinweisen, welches Testosteron in Östrogen umwandelt.
  3. Hüfte & Schulterblatt: Diese Falten, auch Insulinfalten genannt, stehen im direkten Zusammenhang mit der Insulinsensitivität des Körpers. Eine erhöhte Dicke weist auf eine schlechtere Kohlenhydratverarbeitung und eine mögliche Insulinresistenz hin.
  4. Bauch: Die Messung der Bauchfalte liefert wichtige Informationen über das Stresslevel. Die Falte steht in Zusammenhang mit dem Stresshormon Cortisol und ist ein guter Indikator für Deine Leistungsfähigkeit in Alltag und Sport.
  5. Rippe: Eine dickere Hautfalte in diesem Bereich kann auf eine schlechte Schilddrüsenfunktion hinweisen, was zu einem verlangsamten Stoffwechsel und Schwierigkeiten bei der Gewichtsreduktion führen kann.
  6. Wade & Knie: Diese Falten stehen in direktem Zusammenhang mit dem Wachstumshormonspiegel und der Leberfunktion. Eine erhöhte Dicke kann auf Schlafprobleme, eine geringe Produktion von Wachstumshormonen und eine schlechte Leberentgiftung hinweisen.
  7. Oberschenkel vorne/hinten: Diese beiden Falten zeigen auf, wie stark Dein Körper mit Umweltgiften belastet ist (Schwermetalle, Xenoöstrogene etc.) und mit diesen zurechtkommt. Außerdem wirken sich Darmgesundheit und Tiefschlaf auf diese Falten aus.
  8. Bizeps: Die Hautfalte am Bizeps gibt Hinweise auf den Fettanteil im Oberarmbereich und ist bei der Bestimmung des allgemeinen Fitnesszustands relevant. Eine dünnere Falte deutet auf allgemein weniger Körperfett und eine bessere Muskeldefinition hin.

Fazit und Zusammenfassung

Die Hautfaltenmessung ist eine klassische, präzise und effiziente Methode zur Bestimmung des Körperfettanteils und hat sich im Laufe der Jahrzehnte als zuverlässiges Werkzeug in der Sport- und Ernährungswissenschaft etabliert.

Eine Hautfaltenmessung gibt nicht nur Aufschluss über Körperfettanteil und Muskelmasse, sondern kann auch wertvolle Einblicke in hormonelle und metabolische Zustände geben. Man gewinnt wertvolle Erkenntnisse zur Schlafqualität, Stoffwechsel, Kohlenhydrattoleranz und vieles mehr. Mit einer gezielten Analyse wird mit Hilfe der Hautfaltenmessung Optimierungspotential ermittelt. Daraufhin können sinnvolle Anpassungen in Trainings- und Ernährungsstrategien durchgeführt und Fortschritt nachhaltig erreicht werden.

Ob für Sportler, Fitnessbegeisterte oder Menschen, die ihre Gesundheit verbessern möchten – die Hautfaltenmessung ist ein effektives Werkzeug, das weit über die bloße Bestimmung des Körperfettanteils hinausgeht. Sie gibt detaillierte Hinweise auf den aktuellen Status des Körpers und hilft dabei, die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen zu verstehen und gezielt anzugehen.

Die Kombination aus zuverlässiger Methodik und praktischen Vorteilen macht die Hautfaltenmessung zu einem unverzichtbaren Tool. Die Beurteilung und Überwachung des körperlichen Status sowie Fitness. Ein wichtiger Schlüssel in der modernen Gesundheitsüberwachung zur Steigerung deiner Leistungsfähigkeit.

In diesem Artikel hast du gelernt, dass eine Hautfaltenmessung wichtige Hinweise für dein Training und deine Gesundheit liefern kann, da sie detaillierte Einblicke in deinen allgemeinen körperlichen Zustand gewährt und somit zur Optimierung beitragen kann.

Eine Hautfaltenmessung verrät dir, worauf es wirklich ankommt!

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